Was sind Mittelmeerkrankheiten?

Mittelmeerkrankheiten nennt man landläufig eine Gruppe von Erkrankungen, die vor allem im Mittelmeerraum auftreten und übertragen werden. Darüberhinaus nennt man sie zu Recht auch Reisekrankheiten, denn auch im Urlaub in diesen Ländern kann sich ein Hund anstecken. Die Übertragung erfolgt über Sandmücken oder Zecken. Diese haben vor allem in wärmeren Klimazonen ihren Lebensraum.

Zu den Mittelmeer- oder Reisekrankheiten zählen Leishmaniose, Dirofilariose (Herzwurm), Ehrlichiose und Babesiose.

Genügt ein im Ausland durchgeführter Schnelltest zur Identifikation vorhandener Erreger beim Hund?​

Auf Wunsch der Adoptanten, testen wir unsere Hunde vor ihrer Ausreise nach Deutschland. Dafür müssen die Hunde über zehn Monate alt sein. Der SNAP Test (Schnelltest) testet auf Leishmaniose, Dirofilariose, Anaplasmose, Ehrlichiose und Borreliose. Sie erhalten den Befund zusammen mit der Übergabe Ihres Hundes und dem Impfausweis ausgehändigt.

Ein im Ausland vom vermittelnden Tierschutzverein durchgeführter Schnelltest kann erste Hinweise auf möglicherweise vorhandene Erreger liefern. Die eingesetzten Schnelltests haben jedoch teilweise eine Sensitivität von unter 90%. Daher sind die Ergebnisse nicht immer korrekt. Weiterhin ist es leider in Rumänien nicht möglich, diese Tests in Speziallabors durchführen zu lassen. Diese Tests gibt es dort leider einfach nicht.

Um im Falle einer Erkrankung keine wertvolle Zeit zu verlieren, sollte der Test auf Mittelmeerkrankheiten wiederholt werden. Am besten in einem auf Reiseerkrankungen spezialisierten Fachlabor in Deutschland. Der behandelnde Tierarzt ihres Hundes wird dazu ihrem Hund etwas Blut abnehmen. Anschließend wird er die Proben in das Speziallabor zur Untersuchung senden.

Wann sollte ein nach Deutschland importierter Hund auf Reisekrankheiten getestet werden?​

Sofern der Hund älter als 6 Monate ist, sollte er sofort nach der Einreise auf Mittelmeerkrankheiten getestet werden. Für Hunde, die jünger als 6 Monate sind, empfehlen wir unseren Adoptanten mit ihrem jeweiligen Tierarzt zu sprechen. Dort kann in Ruhe abgeklärt werden, wann ein Reiseprofil gemacht werden sollte. 

Denn Welpen können bereits vor der Geburt über die Gebärmutter infiziert werden. Dort können sie bestimmte Krankheitserreger und/oder Antikörper der Mutter erhalten. Ein positiver Antikörpertest kann also entweder bedeuten, dass der Hund tatsächlich infiziert ist und erkranken wird. Oder aber, dass er völlig gesund ist und lediglich Antikörper seiner Mutter besitzt. Diese werden in der Regel im Alter von 9 bis 10 Monaten abgebaut. Aus diesem Grund macht ein Test auf Leishmaniose vor dem 9. Lebensmonat wenig Sinn.

Die häufig anzutreffende Empfehlung, den Hund erst mehrere Monate nach Einreise  zu testen, ist nicht immer die richtige Entscheidung . Die Hunde werden für die Einreise nach Deutschland geimpft, kastriert und sind deutlichem Stress durch Transport und Halterwechsel ausgesetzt. Das kann ein Aufflammen einer vorhandenen Infektion begünstigen. Infizierte Hunde sind oft lange äußerlich unauffällig. Jedoch führen die Mittelmeerkrankheiten unbehandelt schnell zu Organschäden. Nur eine zügige Identifizierung einer möglicherweise vorhandenen parasitären Infektion ermöglicht eine schnelle Therapie. Diese kann unter Umständen lebensrettend sein kann.

Früh erkannte Mittelmeerkrankheiten sind in der Regel gut zu therapieren.​

Mittemeerkrankheiten

Leishmaniose ist eine ernst zunehmende Mittelmeerkrankheit. Sie kommt überall dort vor, wo es den Überträger (die Sandmücke) gibt.
Insgesamt gibt es drei verschiedene Formen der Leishmaniose: Die Hautleishmaniose, die Schleimhautleishmaniose und die innere Leishmaniose. In Europa kommt nur die innere Leishmaniose vor. Hervorgerufen durch den Erreger Leishmania infantum, von dem es wiederum von Land zu Land verschiedene Stämme gibt.

Leishmania infantum sind Parasiten, die sich in den weißen Blutkörperchen vermehren. Anschließend schädigen sie die inneren Organe wie Leber, Niere und Milz.

– Symptome

Anfangs weisen Hunde unspezifische Symptome auf. Zum Beispiel Durchfall, Erbrechen oder Trägheit. Auch Appetitlosigkeit, Fieber und Gewichtsverlust sind möglich. Weiterhin sind die Hunde in einem schlechtes Allgemeinbefinden und schwach. Auch eine Milzvergrößerung & Lymphknotenschwellungen können auftreten.

Später treten dann auch äußere Veränderungen auf. Beispielsweise ausgefranste Ohren; verstärktes Krallenwachstum; schlecht heilende Hautekzeme; Haarausfall ohne Juckreiz; Brillenbildung; verkrustete Nase; verkümmerte Gesichtsmuskulatur, Augenentzündungen; trübe Augen bis hin zur Blindheit und Nasenbluten.

Im späten Stadium stinken die Hunde abschließend regelrecht. Das deutet auf eine schwere Schädigung der inneren Organe hin.

– Diagnosemöglichkeiten

  • Antikörpernachweis per IFAT oder ELISA.
  • Knochenmarks- und/oder Lymphknotenpunktat (mikroskopisch oder PCR).
  • Abstrich aus nässenden Hautekzemen.

Keine dieser Untersuchungen gibt Aufschluss darüber, wie schwer erkrankt der Hund ist. Deshalb empfiehlt es sich, vor Therapiewahl weitere Untersuchungen vorzunehmen. Das könnten ein Gr. Screening, ein Blutbild und Eiweißelektrophorese sein.

Veränderungen im Blutbild:

  • niedrige Erythrozyten Hämoglobin und Hämatokrit.
  • niedrige Leukozyten oder hohe Leukozyten.
  • hohe Lymphozyten
  • niedrige Thrombozyten.

Veränderungen im Screening:

  • Erhöhung Gesamteiweiß.
  • Erhöhung Nieren- und/oder Leberwerte.
  • Eiweißelektrophorese.
  • niedriger Albumin/Globulin Quotient.
  • polyklonale Hypergammaglobulinämie.

– Therapie

Die Therapiewahl richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.
In leichten Fällen kommen die meisten Hunde erstmal mit Allopurinol aus : 10-30mg/ KGW, verteilt auf 2-3 Gaben am Tag.

Bei griechischen Hunden hat sich die die Kombination Allopurinol + Levamisol (5mg/kg , 2xWoche über 4 Monate) als erfolgreich gezeigt. Weitere Medikamente: Glucantime , Miltefusin, Oleyl-Pc, Amphotericin-B , Ketokonazol.

– Ansteckungsgefahr

Der Hauptüberträger ist die Sandmücke. Dabei wurde sie mittlerweile auch in einigen Teilen Deutschlands entdeckt. Bisher ist aber noch unklar, ob die vorkommenden Arten Leishmaniose übertragen können. Übertragung von der Mutter auf die Welpen ist über die Plazenta möglich. 

Ebenfalls besteht theoretisch die Möglichkeit sich an offenen Wunden im Wundsekret anzustecken. Es gibt aber bisher noch keine nachgewiesenen Fälle. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, da die Leishmanien an der frischen Luft sofort absterben. Trotzdem sollte man bei der Behandlung von offenen Wunden die nötige Hygiene (z.B. Handschuhe) walten lassen. Über Speichel (Hundebisse), Kot, Urin oder frisches Blut ist keine Ansteckung möglich!

– Prognose

Zwar gilt Leishmaniose als nicht heilbar. Aber früh erkannt sind die Hunde in der Regel gut stabil zu halten. So können sie trotzdem ein hohes Alter erreichen. Gesunde Ernährung ist sehr wichtig. Dazu können wir Sie aber auch gerne noch beraten. Möglichst wenig Stress für den Hund. Ebenfalls sollte die Medikamentengabe gut abgewogen werden. So sollte z. B. Corstioson nach Möglichkeit vermieden werden. Darüber hinaus sollten keine Impfungen durchgeführt werden. Denn kranke Hunde dürfen laut Beipackzettel generell nicht geimpft werden. Außerdem sollte regelmäßig eine Blutbildkontrolle durchgeführt werden. Auch die Alternativmedizin z.B. Homöopathie kann unterstützend helfen.

– Links:

https://www.synlab.de/fileadmin/user_vet/Bilder_Tier%C3%A4rzte_und_Fachkreise/Brosch%C3%BCren/NEW_VET_Vektor-uebertragene_Erkrankungen_A4_Archiv.pdf

http://www.parasitosen.de/

https://www.synlab.de/fileadmin/fachinformationen/fi_vet/FI-Leischmaniose_web_clean.pdf

Die Ehrlichiose wird über die Braune Hundezecke übertragen. Der Erreger Ehrlichia canis befällt die weißen Blutkörperchen (Monozyten). Sie „reist“ mit ihnen ins Knochenmark, in die Leber und die Lymphknoten.

– Symptome

Akutes Stadium: Im akuten Stadium haben die Hunde Fieberschübe bis 41°C. Ebenfalls weisen sie Lethargie und Anorexie auf. Auch eitriger Nasen- und Augenausfluss gehört zu den Symptomen. Krampfanfälle und Lähmungen der Hinterhand können ebenfalls auftreten.
Subklinisches Stadium: Das subklinische Stadium ist eher mild und wird meist wird nichts bemerkt. Es können aber Anämie, Gewichtsverlust und Blutungen auftreten.
Chronisches Stadium: Im chronischen Stadium zählen zu den Symptomen Mattigkeit, Fieber und Blutungen. Darüber hinaus treten Blut im Urin oder im Kot auf. Auch Nasenbluten und Niesen können vermehrt auftreten.

– Diagnosemöglichkeiten

Antikörpertest per IFAT : Erst ab dem 14. Tag gibt es nachweisbare Antikörper. Bei akutem Verdacht empfiehlt sich daher eine PCR. Ein Mikroskopischer Nachweis per Blut-Ausstrich.

Auch hier gilt: Keine der Untersuchungen allein gibt Aufschluss darüber, wie schwer erkrankt der Hund ist. Oder in welchem Stadium er sich befindet und/oder ob er behandelt werden muss. Weitere Untersuchungen wie Blutbild und Screening in Verbindung mit Symptomen sagen darüber mehr aus.

Veränderungen im Blutbild: Anämie; niedrige Leukozyten; niedrige Thrombozyten.
Veränderungen im Screening: Erhöhung Gesamteiweiß; Erhöhte Leberwerte (Bilirubin, AP, GPT).

– Therapie

Doxycyclinhyclat (Ronaxan) 2xtägl 10mg/kg über 4-6 Wochen. NICHT !! geeignet für Welpen unter 5 Monaten. Zusätzlich kann in schweren Fällen Carbesia gespritzt werden.

– Ansteckungsgefahr

Ehrlichiose kommt auch beim Menschen vor. Eine Direktübertragung von Hund zu Mensch oder von Hund zu Hund ist bei offenen Wunden theoretisch möglich. Aber sehr unwahrscheinlich.

– Prognose

Auch nach Behandlung gibt es keine 100%ige Sicherheit, dass die Ehrlichiose geheilt ist. Es ist möglich, dass der Erreger sich im Knochenmark „versteckt“. Oder vom Doxy nicht erreicht wird und später wieder auftritt. Ebenso ist es möglich, dass der Hund sich selbst heilt. Bei Symptomen sollte man also auch immer Ehrlichiose im Hinterkopf behalten.

Auch hier gilt: Das A und O ist ein gutes Immunsystem ! (s. Prognose Leishmaniose)

Babesien sind Parasiten, die die roten Blutkörperchen befallen. Babesiose tritt dort auf wo die Dermacentor-Zecke und die Braune Hundezecke heimisch sind. Auch in Deutschland häufen sich die Fälle von Babesiose.

– Symptome

Akutes Stadium: Im akuten Stadium haben die Hunde Fieber. Ebenfalls leiden sie unter Apathie, dunklem Urin und Appetitlosigkeit. Dies führt zu  Abmagerung und einer vergrösserten Milz. Auch Leberschäden und eine Gelbsucht können folgen.
Chronisches Stadium: Im chronischen Stadium sind die Hunde apathisch und schwach. Oft sind sie agemagert und haben regelmäßig Fieberschübe.

– Diagnosemöglichkeiten

Antikörpernachweis per IFAT: Doe Antikörper werden erst ca. 10 Tage nach Infektion gebildet. Bei frischer Infektion ist der Test daher meist noch negativ. Da es jedoch bei akuter Babesiose schnell gehen muss, empfiehlt sich bei Verdacht eine PCR.
Blutbild und Screening: Anämie; Erhöhte Leberwerte (Bilirubin, LDH).

– Therapie

Carbesia 0,25-0,5ml/10kg 2x im Abstand von 14 Tagen. Muss über eine Auslandsapotheke bestellt werden.

– Prognose

Rechtzeitig erkannt und richtig behandelt, vollständig heilbar!!

– Links

https://www.synlab.de/fileadmin/fachinformationen/fi_vet/FI-Babesiose_web_clean.pdf
http://www.laboklin.de/de/VetInfo/aktuell/lab_akt_0504.htm

Bisher sind 5 verschiedene Filarienarten in Europa bekannt. Je nach Art parasitieren die Filarien in verschiedenen Körperteilen des Hundes.

– Diagnosemöglichkeiten

Knott-Test: Man findet im Blut zirkulierende Mikrofilarien (Nachkommen) aller Filarienarten. Allerdings kann keine Artenbestimmung durchgeführt werden. Zur Therapiewahl- und dauer sollte daher noch zusätzlich eine Filarienartenbestimmung gemacht werden. Außerdem ebenfalls eine Dichtebestimmung, um einen genauen Behandlungsplan aufzustellen. Bei starkem Befall sollte man vorsichtiger behandeln, um Probleme zu vermeiden. Bei einem negativem Befund sollte dieser nach 6 Monaten wiederholt werden.

HERZWURM(Dirofilaria immitis)

Befällt Herz und Lungengefäße.
Überträger: Verschiedene Stechmückenarten oder über Plazenta im Mutterleib.

– Symptome

Wie bei Lungen- und Herzkrankheiten: Atemnot; Husten; Schwäche; Gewichtsverlust.
Weitere Diagnosemöglichkeiten: Antigentest; Ultraschall; Röntgen.

– Therapie

Mikrofilarien: Stronghold oder Advocate über mehrere Monate, bzw. Jahre.
Makrofilarien: Immiticide, evtl. chirurgische Entfernung.

– Prognose

Immiticide Behandlung. Sehr risikoreich, aber erfolgreich.

HAUTWURM (Dirofilaria repens)

Lebt unter der Haut.
Überträger: Stechmücken oder über Plazenta im Mutterleib.

– Symptome

Juckende Hautprobleme und  „wandernde“ Knoten.

– Therapie

Mikrofilarien: Stronghold oder Advocate über mehrere Monate, bzw. Jahre.
Makrofilarien: Immiticde.

– Prognose

Vollständig heilbar.

Lebt im Unterhautgewebe, in Körperhöhlen und der Niere
Überträger: Flöhe , Zecken

– Symptome

Erhöhte Eosinophile , juckende Hautstellen , ansonsten harmlos

– Therapie

Stronghold und Advocate über mehrere Monate

– Links

https://www.synlab.de/de/tier/tieraerzte-und-fachkreise/informationen/news/article/filariosen/
http://www.laboklin.de/de/VetInfo/aktuell/lab_akt_0504.htm